Für österreichische Sparer und Sparerinnen gilt, unabhängig von der Höhe der Festgelder oder Tagesgelder fallen auf alle Zinserträge Steuern an.
Dabei haben die Kontoinhaber und Kontoinhaberinnen keine Möglichkeiten, ihre Erträge vor dem Fiskus zu “beschönigen”, die Steuern werden an der Quelle abgeführt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Auf Zinsen aus Festgeldern zahlen Sparerinnen 25 Prozent Kapitalertragsteuern.
- Es handelt sich um eine Quellensteuer, die direkt von der Bank an das Finanzamt abgeführt wird.
- Bei Festgeldern im Ausland fällt ebenfalls eine Steuer an. Differenzen zur österreichischen Kapitalertragsteuer werden ausgeglichen.
- Zinsbroker ermöglichen die unkomplizierte Eröffnung von Festgeldkonten innerhalb der Europäischen Union.
Die Kapitalertragsteuer: Was bedeutet Quellensteuer?
Bei der Kapitalsteuer, kurz KESt., handelt es sich um eine sogenannte Quellensteuer. Als Quellensteuern werden die Steuern bezeichnet, die direkt am Ort der Entstehung, der Quelle, abgeschöpft werden.
Bei den Steuern auf Festgelder ist die Quelle das Festgeldkonto. Im Moment der Zinsgutschrift zieht die Bank, bei der das Konto geführt wird, automatisch 25 Prozent des Zinsertrages von der Gutschrift ab und überweist dieses Geld an die zuständige Finanzbehörde.
Wie hoch ist die Kapitalertragsteuer in Österreich?
Die Höhe von 25 Prozent bei der Kapitalertragsteuer bezieht sich allerdings rein auf Gewinne aus Geldvermögen. Dazu zählen
- Girokonten
- Sparkonten
- Festgelder
- Tagesgelder
Für alle anderen Kapitalerträge fällt eine Kapitalertragsteuer in Höhe von 27,5 Prozent an.
Im Gegensatz zur Einkommensteuer auf Gehalt oder Pension haben die Steuerpflichtigen keinen Einfluss darauf, den Steuersatz durch gegenzurechnende Kosten zu reduzieren.
Ausnahme bei der Kapitalertragsteuer in Österreich für Bezieher kleinerer Einkommen
- In Bezug auf die Höhe der Kapitalertragsteuer gibt es allerdings auch eine Ausnahme. Bezieher von Einkommen bis 18.000 Euro können bei ihrer Bank eine Senkung der Kapitalertragsteuer auf 20 Prozent beantragen.
- Damit wird die KESt. an den Einkommensteuersatz für Einkommen zwischen 11.000 Euro und 18.000 Euro angepasst und Zinsen werden nicht höher besteuert als das übrige Einkommen.
Das neue Dilemma der Sparer: Steuern, Niedrige Zinsen, hohe Inflation
In den Jahren seit der Finanzkrise 2008 standen Sparer, die Einlagen wie Festgelder oder Tagesgelder bevorzugten, vor dem Dilemma, dass die Zinsen immer weiter abbröckelten.
Gegenüber den deutschen Nachbarn haben wir in Österreich den Vorteil, dass Minuszinsen für private Anleger gesetzlich verboten sind.
In Deutschland wurden die Leidensgenossen, je nach Bank, schon ab Spareinlagen ab 5.000 Euro oder 10.000 Euro mit Minuszinsen von 0,5 Prozent pro Jahr belegt.
Seit dem vierten Quartal gesellte sich zu den niedrigen Zinsen aber eine fast explosionsartige Inflation dazu. Lag die Inflation in Österreich im April 2021 noch bei 1,9 Prozent, 0,1 Prozent unter dem gewünschten Niveau der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent, schoss sie innerhalb eines Jahres auf schier unglaubliche 7,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Üblicherweise geht eine inflationäre Entwicklung mit einer Erhöhung der Zinsen seitens der Zentralbanken einher, um die Kreditnachfrage auszubremsen und damit weitere Preiserhöhungen durch eine Drosselung der Nachfrage abzufangen.
Nicht so im Jahr 2022. Sparer und Anleger warten europaweit auf zeitnahe, wirksame Eingriffe der Europäischen Zentralbank (EZB) in das Zinsgeschehen. In diesem Zusammenhang drängt sich der legendäre Satz des deutschen Showmasters Hans-Joachim Kuhlenkampff auf: “Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.”
Die Europäische Zentralbank praktiziert im Jahr 2022 eine in der Volkswirtschaftslehre nicht vorgesehene Strategie: Bei hoher Inflation die Zinsen auf einem historisch niedrigen Niveau zu belassen.
Welche Lösungen bieten sich für Sparer und Anleger an?
Vergleich macht reich – auch beim Festgeld in Österreich
In Zeiten niedrigster Zinsen, begleitet von extrem hohen Inflationsraten, ist es umso wichtiger, nicht nur zu vergleichen, sondern Modelle der Geldanlage zu finden, die auch eine gewisse Flexibilität bieten.
Festgelder implizieren eine wesentliche Eigenschaft. Die Zinsen fallen umso höher aus, je länger Anlegerinnen und Anleger die Dauer der Festlegung wählen. Diesem positiven Aspekt steht allerdings auch ein Manko gegenüber. Angenommen, Sparer oder Sparerinnen entscheiden sich aufgrund des attraktiven Zinssatzes für eine Anlagedauer von fünf Jahren. Wider Erwarten wird die EZB nach zwei Jahren doch aktiv und dreht die Zinsschraube nach oben. Die ehemals attraktiven Zinsen sind plötzlich nicht einmal mehr mittelmäßig, die Anlegerinnen und Anleger aber noch drei Jahre an ihren Vertrag gebunden.
Um diesem Szenario zu entgehen, bieten sich zwei Möglichkeiten. Variante eins ist eigentlich selbstverständlich und findet sich in bei allen Spar- und Anlageformen wieder. Die Anlagen werden verteilt. In diesem Fall nicht auf verschiedene Aktien oder Anleihen, sondern auf Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten. Durch diesen Mix sichern sich Sparerinnen und Sparer zum einen durch die längerfristigen Verträge höhere Zinsen, auf der anderen Seite bleiben sie durch die Kurzläufer flexibel.
Die ideale Kombination integriert auch noch ein Tagesgeld, um jederzeit, ohne jeglichen Anlagehorizont, auf liquide Mittel zurückgreifen zu können.
Wenn wir darüber sprechen, dass ein Vergleich die Transparenz des Marktes ermöglicht und die besten Angebote herausfiltert, haben wir an dieser Stelle gleich noch eine gute Nachricht zu vermelden. In der Tristesse der Zinspolitik der EZB hat die Santander Consumer Bank ihre Zinsen für Festgelder am 27. April 2022 angepasst. Laut Anlagerechner der Arbeiterkammer bietet die Santander damit aktuell das beste Angebot bei Laufzeiten mit einjähriger Zinsbindung.
Festgeld im Ausland als Alternative zur Zinssteuer in Österreich?
Die guten alten Zeiten der 70er Jahre, als Steuerzahler noch mit dem Köfferchen im Auto in die Schweiz oder nach Luxemburg fuhren, gehören leider der Vergangenheit an. Die Finanzbehörden wurden so dreist, Bankbesucher im Ausland zu fotografieren. Die digitale, grenzüberschreitende Datenübermittlung der Finanzbehörden in Europa macht es für die durchschnittlichen Sparer und Sparerinnen fast unmöglich, ihr Erspartes “steueroptimiert” anzulegen.
Trotzdem kann ein Blick über die Grenzen hinweg lohnen. Deutschland ist hier allerdings einmal außen vor. Die Negativzinsen dort treiben auch die meisten deutschen Anleger Banken im Ausland in die Arme.
Welche Option bietet sich in Österreich für Festgeld im Ausland?
Den einfachsten Weg von möglicherweise höheren Festgeldzinsen im Ausland zu profitieren, bieten sogenannte Zinsbroker. Diese sind der Mittler zwischen Anlegerinnen und Anlegern in Österreich und Banken im europäischen Ausland. Dass es sich dabei um Banken aus Europa handelt, ist vor dem Hintergrund der Einlagensicherung von Bedeutung.
Auch wenn das Geld in Italien oder Litauen angelegt wird, es greift die gesetzliche europäische Einlagensicherung. Dazu listen die Zinsbroker im Vergleich auch die Bonität des jeweiligen Landes auf, da dieses letztendlich hinter der Einlagensicherung steht. Der folgende Screenshot zeigt beispielhaft, wie ein solcher Zinsvergleich aufgebaut ist:
Besteuerung von Festgeld im Ausland
Nun mögen die Zinssätze ausländischer Banken im Vergleich zu den heimischen Angeboten, abgesehen von der Santander Consumer Bank, verlockend aussehen. Allerdings sehen viele Sparerinnen und Sparer die Steuer auf ausländische Zinsen als Buch mit sieben Siegeln.
An dieser Stelle möchten wir darauf hinweisen, dass ein Festgeld im Ausland steuereinfach ist, wenn es über einen Zinsbroker eröffnet wird. Die Zinsbroker unterstützen ihre Kunden ansonsten in allen Belangen, stellen alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung und bieten Ausfüllhilfen an.
Keine Steuervorteile bei Festgeld im Ausland
Ein für den einen oder anderen Anleger oder Anlegerin offenkundiges Defizit tut sich aber bei einem Festgeld im Ausland auf: Es gibt keine Steuervorteile. Durch die bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen achten die beteiligten Staaten schon darauf, dass keine Steuerschlupflöcher entstehen. Praktisch in der gesamten EU wird die Kapitalertragsteuer als Quellensteuer direkt einbehalten. Liegt der Steuersatz im Ausland höher als in Österreich, zahlt der Anleger zunächst mehr Steuern. Dies ist beispielsweise in Belgien, Finnland und Frankreich mit einer KESt. von 30 Prozent der Fall. Die fünf Prozent gegenüber Österreich zu viel gezahlten Steuern werden dann aber im Rahmen der Steuererklärung zurückerstattet. Liegt der Steuersatz im Ausland unter dem in Österreich, wird nachversteuert. Am Ende des Tages bezahlen österreichische Sparerinnen und Sparer immer die identischen Steuern auf die Festgeldzinsen. Der Vorteil kann sich lediglich aus dem höheren Zinssatz ergeben.
FAQs
Gibt es eine Steuerbefreiung für Festgeldzinsen in Österreich?
Nein, auf Festgeldzinsen fällt grundsätzlich eine Steuer in Höhe von 25 Prozent an. Damit sind allerdings auch alle Steuerschulden auf den Zinsertrag abgegolten.
Für Sparerinnen und Sparer mit einem Einkommen von 18.000 Euro und weniger im Jahr wird die Steuerschuld auf Antrag auf 20 Prozent reduziert.
Wie bezahle ich die Steuern auf Festgeldzinsen?
Bei der Steuer auf Zinsen, die Kapitalertragsteuer, handelt es sich um eine Quellensteuer. Diese wird an der Quelle, dem Konto, durch die Bank an die Finanzbehörde abgeführt.
Welche Bank in Österreich hat die besten Zinsen auf Festgeld?
Im Mai 2022 erhielten österreichische Sparer und Sparerinnen bei der Santander Consumer Bank bei einer Laufzeit von zwölf Monaten die höchsten Zinsen auf Festgeld.
Sind die Steuern auf Zinsen im Ausland niedriger?
Die Kapitalertragsteuer fällt von Land zu Land unterschiedlich hoch aus. Mit den Staaten in der Europäischen Union hat Österreich Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen. Fallen die Zinsen dort niedriger aus, wird die Differenz in Österreich nachversteuert. Berechnen die ausländischen Staaten höhere Zinsen, wird die Differenz über die Steuererklärung zurückerstattet.
Ist es sinnvoll, beim Festgeld alles auf die längste Laufzeit zu setzen?
Anlegerinnen und Anleger sollten, wie bei einem Wertpapierdepot auch, beim Festgeld ebenfalls auf Streuung setzen. Kurze Laufzeiten zahlen zwar niedrigere Zinsen, bieten aber dafür die Flexibilität, bei steigenden Zinsen zeitnah von höheren Renditen zu profitieren. Dafür bietet der Anteil der längerfristigen Festgelder eine gewisse Sicherheit für höhere Zinsen in Niedrigzinsphasen.